Eurythmie
Eurythmie ist eine Bewegungskunst, in der Musik und Sprache durch den Körper der Darsteller als bewegte Raumgestalt sichtbar gemacht wird. Sie versucht Seelengesten z.B. in Lauten oder Tonintervallen in Körpergesten und -bewegungen zu übersetzen. Diese werden in Raumformen durch Bewegung von Einzelpersonen oder Gruppen auf der Bühne umgesetzt. Eurythmie betont also in ihrer Darstellung den Raum im Umfeld des Tänzers oder den zwischen den Tänzern einer Gruppe – den Raum als Erlebnisfeld lebendiger Bewegung. Musik und Sprache werden auf diese Weise auf der Eurythmiebühne visualisiert.
Eurythmie visualisiert Musik und SpracheIn Eurythmieaufführungen werden dramatische, lyrische – auch humoristische – und musikalische Werke zur Darstellung gebracht. Die häufig verwendeten einfarbigen Gewänder und Schleier, sowie eine wechselnde farbige Bühnenbeleuchtung, verstärken die lebendige Beweglichkeit der gezeigten Gesten und sind ein Merkmal klassischer Eurythmie-Inszenierungen.
Im Schulunterricht wird im Rahmen der Eurythmie die Kindesentwicklung gezielt in ihren einzelnen Entwicklungsphasen unterstützt und gefördert. Die Schüler lernen sich selbst und ihre Beziehung zu anderen in einer sich bewegenden Struktur wahrzunehmen, wobei wichtige Entwicklungsfragen wie Autonomie und Toleranz, oder das Verhältnis innen/außen immer auch ein übendes Stellungnehmen ist, was ein Heranwachsender zu sich und seiner Umwelt entwickeln muss. Eurythmie knüpft dabei an das Bedürfnis der Kinder nach rhythmischer Bewegung zu Musik und Sprache an.
Das Unterrichtsfach findet mit dem Abschlussvorführung der 12. Klasse, einem eigenständig erarbeiteten Bühnenprogramm, seinen Abschluss.
Anja Ückert, Itzehoe, den 19.01.2013
Eurythmie in der Schule
Schauen wir auf den Eurythmieunterricht, so kann deutlich werden, dass gerade er eine vermittelnde Rolle zwischen den kognitiven Lernfächern spielen kann. Fortwährend baut die Eurythmie eine Brücke im Menschen zwischen dessen Tun, seinen Empfindungen und Gedanken. Sollte nur eine dieser Qualitäten fehlen, dann fällt die Bewegung aus dem Eurythmischen heraus. Sie wird eher tänzerisch oder turnerisch. Alle zentralen Hauptunterrichtsinhalte, die zur Entwicklung des inneren Menschen bearbeitet werden, finden in der Eurythmie ihre Entsprechung. Drei Beispiele möchte ich nun hier exemplarisch darstellen:
1. Klasse – Zeit der Märchen
Im zweiten Lebensjahrsiebt streben Pulsschlag und Atemrhythmus einer Harmonisierung entgegen. Diese Entwicklung unterstützen wir, indem wir dem Kind seelische Nahrung geben. In den Märchen kann sich das Kind in inneren Bildern mit den handelnden Personen verbinden, so dass auch in seiner Seele Freude und Trauer, Glück und Schmerz mitschwingen können. Diese seelischen Qualitäten können in der Eurythmie durch die Bewegung sichtbar gemacht werden und erleben dadurch für die Kinder unbewusst eine Wandlung. Sie können damit zur Grundlage einer moralisch-sozialen Fähigkeit werden.
6. Klasse – die Kausalität erwacht
Mit Beginn des sechsten Schuljahres ist das Kind in seiner Entwicklung so weit vorangeschritten, dass es über den seelisch-rhythmischen Bereich ins denkende Erfassen hinausgehen kann. Im Physischen bedeutet dieses, dass die Schwere und die Wirksamkeit des Knochensystems ergriffen werden können. Im Hauptunterricht spiegelt sich dieses z. B. in der Mechanik der Physik und in der Geometrie durch die Formverschiebung im Raume wider.
Nun können die Heranwachsenden ihre Arme willentlich heben und strecken. Sie sind in der Lage, Armbewegungen und deren Winkel bewusst zu führen. Diesen Prozess unterstützen die Stabübungen, während die Toneurythmie mit ihrer Qualität der Intervalle auf die ersten pubertären Anzeichen reagiert und ein Gegengewicht zur nunmehr zunehmenden Schwere des physischen Leibes bildet.
10. Klasse – auf dem Weg zur Individualität
Setzen sich die Zehntklässler in der Poetikepoche mit Reimformen und Versmaß auseinander, so können sie ihre Wahrnehmungen in selbständigem eurythmischem Erarbeiten von Gedichten umsetzen. Ihr individuelles Stilempfinden muss nun in Raumform und Bewegung seinen Ausdruck finden.
Gemäß den der Altersstufe entsprechenden Unterrichtsinhalten greift die Eurythmie diese auf und gibt den Handelnden die Möglichkeit, mit all ihren Wesensgliedern, mit Denken, Fühlen und Wollen eine den ganzen Menschen ergreifende Betätigung zu finden.