Eurythmie im Kindergarten

Damit sich ein Kind wohlfühlt und einen guten Start ins Leben hat, gehen wir ganz selbstverständlich davon aus, dass es wichtig ist wie ein Kind ernährt wird oder wie wir es kleiden. Aber ist es uns auch bewusst was die Bewegung für das Wohlbefinden des Kindes bedeutet?

Nicht nur die eigene Bewegung, sondern auch was sich in der Umgebung des Kindes bewegt hat eine Bedeutung. Für das erste Jahrsiebt ist die Bewegung von existenzieller Bedeutung. Es gibt für das kleine Kind keine Trennung von innerer und äußerer Welt. Es stampft oder hüpft wenn es sich freut oder ärgert.
Es drückt seine seelischen Empfindungen ganz unmittelbar durch Bewegung aus. Auch wir Erwachsene können anhand von Bewegung viel über den Zustand eines Menschen intuitiv erleben. Wie geht ein Mensch, hängt der Oberkörper nach vorn oder geht er mit erhobenem Haupt. Ist sein Gang fest oder leicht federnd. Sind seine Gesten offen, dem anderen zugewandt, oder verschränkt er die Arme und vieles mehr.

Ein kleines Kind ahmt unseren Gang nach und fühlt ganz ungefiltert auch die Seelenhaltung die sich hinter unserer Bewegung verbirgt. Das nachgeahmte geht tief in das Empfinden des kleinen Kindes hinein.
Wir alle wissen, das die Qualität von Nahrung für den aufwachsenden Organismus zukunftsprägend ist. Warum sollte es bei der Aufnahme und „Verdauung“ von Bewegung anders sein. Es sollte einem bewusst sein, das die Bewegungen tiefer gehen und mit dem Seeleleben bildend verbunden sind. Wenn ich als Erwachsener meine Bewegungen mit negativen Seelenempfindungen ausführe, oder das Kind mit technischen unbeseelten Bewegungen umgebe, gebe ich dem Kind Steine statt Brot zu essen.

Wenn wir im Kindergarten Eurythmie machen, üben wir nicht nur uns schön zu bewegen, sondern versuchen diese erfüllten Bewegungen in Bildern in einen Bezug von Innen- und Außenwelt zu setzen. Wir hüpfen wie die Hasen, wir gehen vorsichtig wie das scheue Reh. Wir lassen die Sonne leuchten, den Regen rieseln, die Vögel fliegen und die Schnecken kriechen. Der eurythmische Ansatz, der Inhalt der Bewegung liegt nicht allein im Körper; er liegt hauptsächlich im inneren Erleben.

Da sich das Verhältnis von Innen – und Außenwelt entwicklungsbedingt trennt ist es natürlich das die Eurythmie der kleinen Kinder anders aussieht als die der Kinder die schon in die Schule streben.
Im Waldorfkindergarten Itzehoe machen alle die Kinder, welche in diesem Kindergartenjahr in die Schule kommen von Ostern bis zum Sommer Schulkindereurythmie.

Ich sammle die Kinder aller Gruppen ein und gemeinsam gehen wir dann ohne Begleitung einer Kindergärtnerin in die „Heiligen Hallen“ der Schule in den Schuleurythmiesaal. Der erste Schritt vom Kindergarten in die Schule wird geprobt. Das Kind ist nicht mehr in der Geborgenheit der kleinen Gruppe und ist dort der „Große“ – hier sind alle groß und wollen etwas mit gleichgesinnten tun.
Diese Stunden werden sehr herbeigesehnt und am Ende gehen die Kinder erfüllt und stolz wieder in ihre Kindergartengruppen zurück.