Aufbruch ins Licht – ein Projekt der 6. Klasse der FWS Itzehoe

Einsetzende Pubertät, Klimawandel, Krieg in der Ukraine – Rütteln an alten Sicherheiten – elementar.

Wie kann Schule helfen? Kann Schule helfen? Rudolf Steiner nennt den Lehrplan für Waldorfschulen einen Entwickelungshelfer.

Für die überwiegend 12-Jährigen richtet der Lehrplan der 6. Klassen den Blick auf die Außenwelt: Physik, Mathematik, Geometrie, eine erste Gesteinskunde, Bewusstmachen des grammatikalischen Aufbaus der eigenen Muttersprache durch das Kennenlernen der Fälle u.a. – allem liegen allgemein gültige, objektive Gesetzmäßigkeiten zugrunde, die dem Kind auf der Schwelle zur/m Jugendlichen Halt geben sollen.

Das Kind soll dadurch ermutigt werden,

  • durch genaues Wahrnehmen die eigene Sinnes- und Denkfähigkeit zu schulen, ihr zu vertrauen und
  • sich zu öffnen für das Neue, das entstehen will.

In der inneren Auseinandersetzung zwischen Gestern und Morgen, Gewohntem und Aufbruch, Festhalten und Loslassen kann das Schwarz-Weiß-Zeichnen so ein Entwickelungshelfer sein; für die innere Situation unserer Jugendlichen ebenso wie für die alle Menschen betreffende Gegenwartsfrage nach dem Weiter-so oder rücksichtsvolleren Lebensformen.

Unser Projekt:

Jedes Kind fertigte eine eigene Mappe an, mit eigenem Titel und Layout, gefüllt mit jeweils 5 aufeinander folgenden Phasen von Schwarz-Weiß-Bildern und dazu passenden Geschichten, Gedanken oder Beschreibungen.

Jedes Bild, jede Geschichte auf einem Extrablatt, hochkant, DIN-A-4 -Format mit einem etwa linealbreiten schwarzen Rand. An jedem Tag eine Phase.

Alle Bilder wurden im Klassenraum aufgehängt. Nach jeder Phase gab es ausführliche Bildbetrachtungen und Überschriftendiskussionen. Beides führte die Klasse in eine zusätzlich vertiefende Auseinandersetzung mit dem Thema. Jede/r durfte ihre/seine eigenen Überschriften wählen.

  1. Phase: Schwarz und Weiß stehen sich horizontal als zwei gleich große Blöcke gegenüber. Scharfkantig.
  2. Phase: Beide kommen in Bewegung; die Horizontlinie löst sich auf. Es bleibt scharfkantig. Die Anteile können sich verändern.
  3. Phase: Die Wendung. Die Begegnung von Schwarz und Weiß führt an ihren Schnittlinien zu etwas Neuem: Grau entsteht. In ihren Kernbereichen bleiben Schwarz und Weiß erhalten.
  4. Phase: Fortführung/Steigerung von Phase 3.
  5. Phase: Es gibt keine scharfen Ränder mehr. Schwarz und Weiß haben sich noch mehr vermischt, aufeinander zubewegt.

Bereits die von den SchülerInnen gewählten Überschriften geben Hinweis auf die Bandbreite ihrer inneren Auseinandersetzung.

Beispiele für die Gesamtüberschriften:

Aufbruch ins Licht, Der große Schritt bei Schwarz und Weiß, Radikale Diplomatie, Schattenkrieg, Auflösung, Der kleine Schritt zur Versöhnung, Die Evolution von Schwarz und Weiß, Der Krieg, Von Schwarz zu Weiß, Der große Schritt, Die Überwindung, Neuanfang, Schwarz gegen Weiß, Der Übergang, Entwicklung

Beispiele für die Titel der Phasen 1, 3 und 5:

1. Phase: Aufprall, Der große Krieg, Schwarz gegen Weiß, Zwei Fronten, Zwei verschiedene Welten, Der Zusammenstoß, Gegeneinander, Gut gegen Böse, Todfeinde, Vom Frieden zum Krieg

3. Phase: Verlauf, Auflösung, Der Übergang, Ausweg, Der Anfang, Die kleine Versöhnung, Zögerlicher Austausch, Die Entscheidung, Sichtbarer Frieden, Veränderung, Der Aufbruch, Die letzte Rettung, Vermischung, Die schwarze und weiße Wandlung

5. Phase: Versöhnung, Frieden, Die Umwandlung, Die große Versöhnung, Frieden für immer, Überwindung, Freundschaft, 2. Chance

Zum Abschluss sollen zwei Gesamtmappen exemplarisch für die große Vielfalt gezeigt werden.

Wir haben alle viel aus diesem Projekt mitnehmen dürfen. Ich danke meiner Klasse, dass sie sich darauf so intensiv eingelassen hat.

Susann Hansen
Klassenlehrerin

Foto: Maike Beckmerhagen