Der ewige Kreislauf in der Warte
Dass die Warte ein Anlaufpunkt für fast alle großen und kleinen Fragen ist, wissen unsere Schüler, Kollegen und Eltern schon seit vielen Jahren. Wie schön es in der Warteist erfahrendie Eltern spätestens, wenn sie ihre Kinder abholen wollen. Oft hören wir „Mama Du bist zu früh!“oder„Papa, nein ,jetzt noch nicht“. Kamen die Kinder aus der ersten Klasse im September noch recht zurückhaltend zu uns in die Warte,so erkennen wir nun kaum noch einen Unterschied zu den „altenHasen“. Nicht nur die Betreuung der Kinder der Klassen 1 bis 4 nach dem Unterricht macht die Warte aus,wo sie werkeln und bauen, basteln und spielen, eben machen können was das Herz begehrt. Auch ein Kühlpack oder ein Pflaster, ein Glas Wasser, einen Apfel, eine Möhre, eine Schüssel Müsli oder einen Ersatzpulli gibt es, wenn nötig, aus der Warte. Eine schöne Geste ist es, dass die Kinder uns mit einem teils kräftigen,teils zaghaften Handschlag begrüßen. Die Erstklässler holen wir bis zu den Herbstferien immer vom Klassenraum ab und laufen gemeinsam zur Warte. Danach kommen sie alleine oder sie werden von ihren Paten aus der 9. Klasse begleitet, wenn sie diese auf dem Schulhof treffen. Wie schön zu sehen, dass die Neuntklässler auch alleine immer noch den Weg in die Warte finden. Genau wie die Kleinen, Jüngeren stellen sie sich brav an, einen Apfel zu schneiden oder eine Schüssel Müsli zu füllen und diese dann am Tisch mit ihren großen und kleinen Freunden zu verspeisen. Meine Kolleginnen kennen die Schüler alle mit Namen, teils aus derZeit als diese Schüler selbst Warteklassenkinder waren oder weil es Mitschüler der eigenen Kinder sind. Damals waren sie natürlich noch viel jünger, viel kleiner. Wenn sie heute durch die Tür der Warteklasse kommen hat man das Gefühl, dass sie eine Verwandlung vollziehen. Die jungen Damen und Herren werden wieder unsere Warteklassenkinder. Sie kommen zu uns und sagen „Guten Tag“mit Handschlag und namentlicher Begrüßung, sowie es Warteklassenkinder machen. Dann können die Kleinen den Großen zeigen, was sie alles gewerkelt haben. Mal wird ein Patenkind auf den Schultern durch die Räume getragen oder die Großen zeigen den Kleinen noch einmal wie ein Apfel ganz nach Warteklassenmanier geteilt wird und was mit dem Abfall geschieht. Alles in Allem ist es schön zu sehen, wie sich in unserer Gemeinschaft Groß und Klein begegnen und sich der Kreislauf immer wieder schließt. Und auch ich freue mich schon sehr, wenn meine ersten Wartekinder dann mal als die Großen den Weg in die Warte finden und auf einen Apfel vorbei kommen…
Ines Kadgien aus der Warte