Familienidylle am Wochenende

Jeder von uns freut sich auf das Wochenende oder auf freie Tage. Doch wenn man Kinder hat, ist es nicht gesagt, dass diese auch von Ruhe und Erholung geprägt sind.

In der Schulzeit ist der Nachwuchs kaum aus dem Bett zu bekommen, sobald aber ein freier Tag ansteht, kräht um 6 Uhr eine kindliche Stimme: „Wir können jetzt aufstehen, ich bin wahaaaach!“ Nach diesem Weckruf möchte man sich am liebsten die Decke über die Ohren ziehen und in einen wohlverdienten Winterschlaf fallen. Doch spätestens wenn der Streit der Geschwister lautstark fortgesetzt wird, welcher schon am Abend begonnen hat, wird das Aufstehen unumgänglich.

Wir quälen uns mürrisch und antriebslos aus dem Bett und werden umgehend belagert von lebensbejahenden Menschlein, die sich ebenfalls auf das Wochenende und somit auf freie Zeit mit der Familie gefreut haben. Noch bevor der Kaffee auf dem Tisch steht, übertrumpfen sich die Kinder mit der Frage, was man denn mit dem Wochenende anfangen könnte.

Die Große will ins Schwimmbad, der Sohn will seine Ruhe und einfach nur lesen und auf dem Sofa lümmeln, die Dritte schwört auf Schlittschuhlaufen und der Jüngste besteht darauf, im See zu baden, was bei Minustemperaturen nicht besonders verlockend klingt.

Kann die Diskussion um die Freizeitgestaltung gerade noch auf die Zeit nach dem Frühstück verschoben werden, liegen die Nerven der Eltern angesichts umgefallener Kaffeebecher, einem Streit um das letzte Ei und eines Tobsuchtsanfalls, weil Mama die falsche Marmelade ausgewählt hat, bald blank. Nachdem auch die Scherben des heruntergefallenen Tellers beseitigt wurden, stellt sich erneut die Frage: „Was machen wir heute?“

Der Vorschlag von Mama und Papa, endlich einmal richtig aufzuräumen, damit auch im letzten Winkel Staub gesaugt werden kann, eint die Kinder schneller als erwartet in der Freizeitplanung. Unter Zuhilfenahme allen pädagogischen Geschicks, was aber Tränen bei der Hälfte der Mannschaft nicht verhindern kann, wird beschlossen, der Jahreszeit angemessen, zur Eisbahn zu fahren.

Nun beginnt geschäftiges Treiben, Schlittschuhe werden gesucht und zum Teil gefunden, aber eben nur zum Teil. Na gut, ein Paar ausleihen wird möglich sein. Der zweite Gleitschuh vom Kleinen fehlt und bleibt selbst nach einer Stunde Suchen verschwunden. Die Aussicht auf einen Platz auf der Robbe (dieses Teil, das sehr wahrscheinlich Mama dann 2 Stunden durch die Gegend schieben darf) macht den Verlust schnell wieder wett.

Während sich Mama um gesunden Proviant für Fahrt und Aufenthalt kümmert, verlangt eines der Kinder schon wieder nach Essen. Er habe Hunger! Papa räumt die angesammelten Reste der letzten zwei Wochen aus dem Auto: Jacken, Taschen („Ah, da ist ja mein Sportzeug!“), liegen gebliebene Einkäufe und ähnliche Fundstücke. Als das geschafft ist, die Taschen gepackt und die Handschuh-, Schal- und Mützenfragen geklärt sind, steht plötzlich der Jüngste vor mir – splitterfasernackt. Er habe seine Schuhe säubern wollen und sei dabei „etwas“ nass geworden. Der Blick ins Bad verrät mir, dass sich die Säuberungsaktion doch aufs ganze Bad ausgeweitet hatte … Aber erst einmal den Lütten wieder anziehen, der mittlerweile alle zusammengesammelten Sachen aus dem Korb im Flur verteilt hat, um sich selbst hineinzulegen, weil „mir schon so friert.“ Nun gut, ich kürze ab, eine geschlagene Stunde später sitzen alle im Auto, eine leichte Vorfreude beginnt sich einzustellen.

Abgesehen vom mehrmaligen Ab- und Anschnallen den Juniors, verläuft die Abreise zur Eishalle ohne Zwischenfälle.

An der Eishalle angekommen, beginnt die Parkplatzsuche. Die Idee des Schlittschuhlaufens hatten offensichtlich viele Andere, sodass es eine einstündige Warteliste für den Verleih der Robben gab. Des Weiteren ist die Eisfläche so überfüllt, dass es aussieht, als würden die Menschen darauf stehen. Von sportlichem, schnellem Laufen keine Spur. Verständlicherweise gibt es großen Unmut, als die beiden Familienoberhäupter beschließen, diesen Ausflug auf einen anderen Tag zu verschieben.

Die Sonne hilft uns aus der Patsche und schickt just in diesem Moment ihre schönsten Strahlen, sodass man gar nicht anders kann, als auf einen Spaziergang an der Elbe umzuschwenken. Nun ja, begeisterte Kinder sehen anders aus und wir ziehen zunächst mit halber Besatzung in Richtung Deich los. Die andere Hälfte schmollt im Auto. Doch als sich auch diese nach einer Weile zu uns ans Wasser gesellt, alle gemeinsam das vorbereitete Essen verputzen, der Hund ausgelassen herumtobt und sich für einen Moment eine friedliche Familienidylle einstellt, können vor allem Mama und Papa verschnaufen und sich des Glücks bewusst werden, derart flexible und pflegeleichte Kinder zu haben. Aber nur kurz.

Die Idee der Tochter, nach dem Spaziergang einen neuen Versuch in der Eishalle zu starten, stößt nicht bei Jedermann auf Gegenliebe – und so beginnt die nächste Auseinandersetzung.

War ja auch lang genug, das Familienidyll ….

Claudia Schmitz
Schul- und Kindergarten-Mutter