Post von den Philippinen

Vor etwas über einer Woche lag in meiner Postmappe ein kleines Kunstwerk: eine Postkarte, aufgegeben im Postamt von Zarraga auf der Insel Panay in den Philippinen. Ein Schüler oder eine Schülerin der dortigen Gamot Cogon Waldorf School nahm sich offensichtlich sehr viel Zeit und malte mit spitzer Feder, warmen Farben und sehr viel Liebe eine wunderschöne Kirche.

Die Geschichte dieser Kirche reicht zurück in das Jahr 1581, als an der Südküste der Insel im Örtchen Miag-ao, etwa 50 km westlich von Zarraga, spanische Kolonialherren eine Kapelle dem Mönch Tomas von Villanova weihten. In der heutigen Form wurde die prächtige Kirche mit ihren Festungsmauern 1731 errichtet und zählt inzwischen zu den UNESCO Weltkulturerben.

Die Gamot Cogon Waldorf School wurde 2005 gezielt für Schüler aus dem ländlichen Raum rund um Zarraga gegründet, wo Familien mit einem durchschnittlichen Monatseinkommen von höchstens $ 50 weit unter der Armutsgrenze leben. Schon nach einem Jahr sandten auch die ersten wohlhabenderen Familien auf der Suche nach einer Schule in einem stressfreien und naturnahen Umfeld ihre Kinder in diese Schule. Aber auch heute noch kommen rund 40 % der Schüler aus für uns unvorstellbar armen Verhältnissen.

Wie diese wunderschöne Zeichnung von den Philippinen erzählen über 1.000 weitere Postkarten, die uns seit Monaten von Waldorfschulen aus allen Teilen der Welt erreichen, Geschichten über Land und Leute aus unterschiedlichsten Kulturen und über eine menschliche Hoffnung, die uns alle eint.

Die Postkartenaktion, an der sich auch unsere Schüler beteiligten, ist Teil der Feierlichkeiten zum 100. Gründungstag der Waldorfschulen. An einer Wand im Bistro stellen wir diese Karten aus.

Jürgen Beckmerhagen