Ackerbau in der 3. Klasse

Vieles ist in diesem Jahr anders als in der Vergangenheit und vieles muss im Unterricht neu gegriffen und überdacht werden. Jede Krise bietet die Chance, Gewordenes und Geronnenes zu neuen lebendigen Möglichkeiten zu entwickeln.

Während die Entwicklung und das Lernen in der 1. und 2. Klasse noch von der Nachahmung und den prägenden Bildern und Geschichten durchdrungen war, entwickelt das Kind nach dem Rubikon ganz langsam eine bewusst denkende Verbindung mit der Welt. Dies ist für die Kinder kein einfacher Schritt, die gewohnte innige Verbindung mit der Welt wird aufgebrochen und das Kind erlebt sich von ihr abgegrenzt und gegenüber gestellt.  Aus dieser Distanz heraus, die  innerhalb der 3. Klasse entsteht, kann sich eine Urteilsfähigkeit in der späteren Entwicklung herausbilden. Was bedeutet dies für unseren Unterricht? Ganz neue Epochen kommen auf die Kinder zu. Beginnend mit der biblischen Schöpfungsgeschichte, die noch ganz in großen Bildern eine Entstehung der Welt bietet, kommen die ersten Sachkunde-Epochen hinzu. Aus dem Bildhaften heraus beginnen die Kinder die Welt zu erkunden.

Bild: Nicole Forker

Die 3. Klasse hat in der letzten Woche mit ihrer Ackerbau-Epoche begonnen. Wie entsteht Brot, wie kann es den Menschen ernähren, sind zentrale Fragen der Epoche. In der 3. Klasse wird dabei noch nicht auf politische, gesellschaftliche und soziale Aspekt eingegangen. Ganz in dem Sinne einer gesunden Entwicklung des Urvertrauens bleiben wir in dem Bild, das die Welt schön ist. Es lohnt sich in ihr zu leben. Erst in späteren Jahren entwickelt sich häufig, dass es sich auch lohnt, für sie zu kämpfen. In der Oberstufe engagieren sich viele unserer Schülerinnen und Schüler für die Erhaltung und Verbesserung der Erde. Dies darf aber noch kein Thema in der Unterstufe sein. In dieser Entwicklungsphase ist es nicht angezeigt, den Kinder alles Wissen der Erwachsenen aufzudrängen. Das wachsende Betrachten der Welt muss sich langsam entwickeln dürfen, um eine gesunde Urteilsfähigkeit auszubilden. 

In seelenbereichernden Geschichten beschäftigten wir uns mit dem Korn, um am Ende der Woche ganz konkret im Beet zu arbeiten. In den vergangenen Jahren geschah dies im Frühjahr auf dem Schümann-Hof, und wir gehen auch davon aus, dass wir unser Feld dort bestellen dürfen. Trotzdem haben wir uns entschieden, auch hier vor Ort Korn auszusäen, um das Keimen und Wachsen ganz genau zu beobachten. Nun kann man natürlich nur säen, wenn das Beet vorher bearbeitet wurde. Mit großem Engagement hat die Klasse die Beete der Unterstufe von Beikräutern befreit, Erde umgegraben, Mist und Kompost verteilt und wieder mit Erde bedeckt. Mit Herz, Hand und Verstand waren die Kinder dabei und freuten sich an  ihrer tatkräftigen Arbeit, um dann das Korn säen zu können. Wir sind alle sehr gespannt, wie viel Korn uns die Vögel übrig lassen und ob es zum Backen reichen wird …

Nicole Forker
Klassenlehrerin der 3.Klasse

Bilder: Nicole Forker