Michaeli und die Tugenden

Viel wurde hier schon über das Michaeli-Fest geschrieben. Über den wunderschönen, angsteinflößenden Drachen. Über die vielen Mutproben, die unsere Schülerinnen und Schüler bestehen durften. Über das Böse in dieser Welt.

Wenn ich an den bezaubernden Drachen und an die auf ihn abgeschossenen brennenden Pfeile denke, besinne ich mich unweigerlich der Tugenden, die mir von Kindesbeinen an in Form von Geschichten und Legenden vermittelt wurden.

Jede Kultur, jede soziale Gemeinschaft pflegt ihren eigenen Schatz an Tugenden. Ihnen begegnen wir in den jeweiligen Mythen und Religionen. So vielfältig diese Geschichten auch sein mögen – es sind immer wieder die gleichen Qualitäten, die Menschen – egal zu welcher Zeit, an welchem Ort und unter welchen Umständen sie gelebt haben mögen – schätzen: Nächstenliebe, Mut, Ausdauer, Fleiß, Ehrlichkeit, Besonnenheit, Mäßigung, Hilfsbereitschaft, Weisheit. Es sind diese Tugenden, die unseren Charakter formen und Menschen erst richtig schön machen.

Aus diesem Grunde weiß ich die vielen Geschichten, die unsere Erzieher, Erzieherinnen, Lehrerinnen und Lehrer unseren Kindern in all den Jahren erzählen, sehr zu schätzen. Diese Geschichten haben nicht das Ziel, Fakten zu vermitteln oder eine kuschelige Atmosphäre zu schaffen, vielmehr geht es um die Vermittlung von Werten und um die Stärkung von Haltung. Wie wertvoll die Vermittlung von Tugenden neben wissenschaftlichem Sachverstand und der Fähigkeit zum logischen Denken ist, können wir angesichts der aktuellen und uns bevorstehenden Herausforderungen nur erahnen. So gesehen bin ich fest davon überzeugt, dass unsere Kinder das erforderliche Rüstzeug erwerben.

Jürgen Beckmerhagen

Foto: Kerstin Babarski