Reine Romantik im Haus Hansen
Ein romantischer Klavierabend mit Lars Köhler und Bildern von Lina-Sophie Haerter
Am Samstag, dem 12. November erwartete uns im Haus Hansen ein romantischer Abend, nicht nur für Zuhörer, das muss man in diesem Fall betonen, sondern auch für Zuschauer. Romantischer Abend, das meint nicht nur die Auswahl der Klavierstücke, die Lars Köhler sensibel zusammengestellt hatte und vortrug, es ist auch ein Hinweis auf die Idee des Gesamtkunstwerks, das im frühen 19. Jahrhundert als Synthese verschiedener Künste seinen Ursprung hat. So wurde an diesem Abend Klaviermusik aus der Zeit der Romantik mit den ausdrucksstarken Bildern von Lina-Sophie Haerter verbunden.
Die Künstlerin hatte 15 Bilder zusammengestellt und den Musikstücken zugeordnet, sodass sich ein stimmiges Gesamtbild ergeben sollte. Das gelang, die Bilder wurden auf Staffeleien ausgestellt und auch, passend zur Musik, auf eine Leinwand projiziert. So wurde ihre Vielfalt sichtbar, denn einige der Bilder waren neu entstanden, aufgrund der musikalischen Inspirationen, andere, ältere Werke, gehen zurück auf Motive aus Natur, Mystik, Philosophie und Literatur.
Lars Köhler eröffnete sein Programm mit Robert Schumann. Zunächst erhielten wir eine Einführung in dessen Leben und in seine Beziehung zu der begabten Clara Wieck. Ein Auszug aus dem Briefwechsel der Liebenden führte in die Kinderszenen Opus 16 ein. Lars Köhler begann sein Spiel mit dem Fantasiestück „Aufschwung“ von Schumann, ein kraftvolles, lebhaftes, ja stürmisches Rondo, um daran sechs „Kinderszenen“ anzuschließen, darunter auch die berühmte „Träumerei“. Er schloss den ersten Teil des Klavierabends mit Schumanns Erinnerungen an Felix Mendelssohn Bartholdy, ein Hinweis auf den zweiten Teil.
Wir, die Zuhörer und Zuschauer hatten nun Gelegenheit, die Bilder von Lina-Sophie Haerter näher zu betrachten und ein wenig mit der jungen Künstlerin zu plaudern, einer erfolgreichen Abiturientin unserer Schule, die jetzt in Rostock Kunst studiert.
„Malerei und Musik“, so erläuterte sie uns, „soll zusammenwirken, sodass eine Harmonie beider Kunstformen im Hörer und Betrachter entsteht, der auf diese Weise eine Bandbreite von Licht und Dunkelheit, Schwere, Leichtigkeit und Tiefe entdecken kann.“ Um dies zu erreichen hat sie mit einer Vielfalt von Techniken gearbeitet: Aquarell, Öl, Kohle und Gouache. Die Bilder wurden auf Papier, Holz und Leinwand gemalt. In einigen für die Musik entwickelten Werken gab es ein besonderes Zusammenspiel von Geometrie und Abstraktion. Es wurden hier im Hintergrund Formen eingearbeitet, die erst bei näherer Betrachtung erkennbar sind und ihre Wirkung erzeugen.
Der zweite Teil des Klavierabends war Felix Mendelssohn Bartholdy und Frédéric Chopin gewidmet, beide, so wie Robert Schumann, geboren im ersten Jahrzehnt des 19. Jahrhunderts. Köhler wählte zwei der „Lieder ohne Worte“und das wundervoll leichte, schwebende und zugleich magische „Gondellied“, eine exzellente Zusammenstellung. Es folgten drei Walzer von Chopin und darauf das eher gravitätische „Nocturne f-Moll“, in die uns eine Einführung in das Leben des Komponisten führte. Chopins Klavierspiel war legendär und er konnte jedes seiner Stücke in unzähligen Variationen und Interpretationen vortragen. Nicht leicht, in den Fußstapfen dieses Virtuosen zu wandeln. Uns entführten diese Stücke in die Welt der Salons von Paris, London und Wien, in Räume, angefüllt mit Kerzenschein, in denen die Damen in eleganten Kleidern, die Herren im Frack, der Musik lauschten. Es war schön, einem fernen Abglanz dieser Welt daheim in der Mehrzweckhalle in Itzehoe-Wellenkamp nachspüren zu dürfen.
Marianne Flämig-Müller